Psychosomatische Schmerzstörungen

Eine spezielle Gruppe somatoformer Störungen stellen die Schmerzerkrankungen dar. Die „anhaltende somatoforme Schmerzstörung“ ist durch andauernde quälende Schmerzen über mehrere Monate gekennzeichnet, für die keine körperliche Ursache gefunden werden kann, welche die Beschwerden erklären würde. Die Schmerzen können in nur einer Körperregion oder gleichzeitig in mehreren Regionen auftreten. Meistens kommen auch noch andere unspezifische Körperbeschwerden hinzu wie Erschöpfung, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Schwitzen, Unruhe, Schlafstörungen oder Herzrasen. Bei genauerer Betrachtung entstehen oder verstärken sich die Schmerzen im Zusammenhang mit Belastungen in psychischen, sozialen oder zwischenmenschlichen Bereichen. Betroffene werden oftmals von einem Facharzt nach den anderen untersucht und werden immer wieder enttäuscht, da eine körperliche Ursache nicht gefunden wird. Nicht selten werden somatoforme Schmerzen auch als Fibromyalgiesyndrom diagnostiziert, oder die Betroffenen erleben sich als Simulanten abgewertet. Trotzdem erhalten viele starke Schmerzmittel, die Nebenwirkungen verursachen, mitunter abhängig machen und keine ausreichende Linderung bringen. Auch wenn sich bei der somatoformen Schmerzstörung keine auffälligen Befunde, Laborveränderungen und/oder Auffälligkeiten im Röntgenbild finden, gibt es keinen Zweifel daran, dass die Schmerzen echt und nicht eingebildet sind.

Es gibt des Weiteren auch chronische Schmerzerkrankungen, bei denen es eine körperliche Ursache der Schmerzen gibt, z.B. degenerative orthopädische Leiden, rheumatische Erkrankungen, Mirgänekopfschmerzen u. ä., bei denen die Schmerzintensität oder -häufigkeit jedoch nicht mehr ausreichend über diese körperliche Ursache erklärbar ist. Die mitunter jahrelange Schmerzvorgeschichte hat dazu geführt, dass der Schmerz seine Funktion als Signalgeber verloren hat und durch die Dauerhaftigkeit zu einer eigenständigen Erkrankung, einer chronischen Schmerzstörung geworden ist. Dies stellt die Betroffenen, wie auch andere Patienten mit chronischen Erkrankungen, vor große Herausforderungen. Durch die Schmerzen können Depressionen oder Ängste entstehen, zugleich nehmen die psychische Belastung und andere Stressfaktoren Einfluss auf die Art und Weise, wie stark die Betroffenen ihre Schmerzen wahrnehmen und wie sehr sie darunter leiden. Hier sprechen wir von chronischen Schmerzstörungen mit somatischen und psychischen Faktoren.

Den Hintergrund dieser Schmerzerkrankungen bildet eine Störung der Schmerz- und Stressverarbeitung. Psychischen Einflüssen kommt für den Beginn und die Aufrechterhaltung der Erkrankung eine wichtige Rolle zu. Körperschmerz und Seelenschmerz sind eng miteinander verwoben. So kommt es zu einer Verknüpfung von Schmerz und negativen Gefühlen, die mitunter durch prägende negative Erfahrungen bereits früh im Leben hervorgerufen werden.

Schmerzen und negative Gefühle können im späteren Leben durch körperliche oder psychosoziale Stressfaktoren, wie beispielsweise Konflikte, Überforderungssituationen am Arbeitsplatz oder in der Familie wieder reaktiviert werden.

In der Behandlung der anhaltenden somatoformen und der chronischen Schmerzstörung steht daher die Psychotherapie im Vordergrund. Ziel ist es, die Schmerzwahrnehmung zu verändern, die eigenen Grenzen angemessen wahrzunehmen und selbstfürsorglich mit sich umzugehen, die eigenen Ressourcen zu nutzen, zwischen Schmerz und Gefühlen unterscheiden zu lernen und den mit Schmerzen verbundenen Gefühlen einen angemessenen Platz einzuräumen. In der Therapie kommen des Weiteren der Betrachtung der zwischenmenschlichen Beziehungen und des eigenen Verhaltens und die Erwartungen, die man an sich selbst und den Andern stellt, eine große Bedeutung zu. In der Behandlung der somatoformen Schmerzstörung geht es also weniger um Schmerzbewältigung oder „mit den Schmerzen leben“ lernen, sondern um die psychotherapeutische Bearbeitung der zu Grunde liegenden Konflikte oder andauernden Überforderungssituationen. 




1. Informationsvermittlung und Vermittlung zu Bewältigungsstrategien zum Krankheitsbild somatoformer Schmerzen

  •        Gruppe für somatoforme Störungen
  •        Einzelgespräche



2. Verbesserte Wahrnehmung von Zusammenhängen zwischen körperlichen und psychischen Prozessen

Hierzu sind Therapieverfahren geeignet, die einerseits die körperliche Wahrnehmung fördern, andererseits aber auch die damit verbundenen Gefühle spürbar machen.

  •        Gruppe für somatoforme Störungen
  •        Körperwahrnehmung
  •        Tanztherapie
  •        Feldenkraistherapie



3. Erkennen und Verstehen (unbewusster) Konflikte, die bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der somatoformen Störungen eine Rolle spielen

Auch somatoformen Störungen liegen häufig Konflikte zugrunde, die dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich, also unbewusst sind. Diese Konflikte sind üblicherweise von unangenehmen Gefühlen begleitet. Bei somatoformen Störungen werden diese Gefühle oft kaum wahrgenommen. Entsprechend sollten nicht nur die Gefühle sondern auch die zugrunde liegenden Konflikte behutsam bewusstgemacht werden, um Lösungen und alternative Erlebens- und Verhaltensweisen zu ermöglichen. Des Weiteren liegen oftmals erlernte Verhaltensmuster vor, die die Erkrankung ungünstig beeinflussen. Hier müssen mitunter neue Verhaltensmuster erlernt werden.

  •        Psychodynamische oder kognitiv-behaviorale Einzeltherapie
  •        Psychodynamische Gruppenpsychotherapie
  •        Schematherapeutische Gruppentherapie
  •        Problembewältigungsgruppe