Zwangsstörungen

Woran ist eine Zwangsstörung erkennbar?

In milder Form haben die meisten Menschen Erfahrungen mit Zwangshandlungen oder Zwangsgedanken: etwa beim Verlassen des Hauses kontrollieren, ob die Herdplatte wirklich aus ist oder der Schlüssel an seinem Platz ist, Melodien oder Gedanken, die sich nicht aus dem Kopf bekommen lassen etc. Erst wenn diese beginnen, den Alltag bzw. das gesamte Denken zu beherrschen, wird daraus eine Zwangsstörung. Dabei entwickeln sich häufig ausgedehnte, quälende Rituale, die von dem Betroffenen aber nicht unterbrochen werden können und die oft fortschreitend immer mehr Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Wird dem Zwang nicht Folge geleistet, kommt es zum Auftreten unerträglicher Unruhe bzw. von Ängsten, die sich scheinbar nur durch das Erfüllen des Zwanges wieder annähernd zurückbilden. Oft werden derartige Zwänge bis zur völligen Erschöpfung durchgeführt und beherrschen den gesamten Lebensalltag.

Unter anderem können folgende Faktoren zur Entstehung einer Zwangsstörung beitragen: belastende Lebensereignisse, konflikthafte Lebenssituationen, genetische und familiäre Einflüsse etc. Häufig stehen am Beginn einer Zwangsstörung Gefühle, die nicht bewältigt werden können, etwa bedingt durch kritische Lebensereignisse. Die damit verbundene tiefe Verunsicherung und Konfusion löst starke Bedürfnisse nach Sicherheit und Kontrolle aus. Durch die Zwangssymptomatik gelingt es, zumindest zeitweise, eine scheinbare Kontrolle über diesen inneren Zustand zu erlangen, diese ist jedoch labil, jede kleine Verunsicherung gefährdet sie erneut, so dass die Zwangssymptomatik immer weiter ausgedehnt werden muss. Andererseits stellen die als unsinnig erlebte Zwangssymptomatik und die damit verbundenen Einschränkungen selbst eine Verunsicherung dar, die dann durch verstärkte Zwänge angegangen wird.

Die zunehmende Verunsicherung auf der einen Seite und die (allerdings nur kurzfristig währende) scheinbare Beruhigung durch den Zwang bilden einen Teufelskreis, der sich immer weiter aufschaukelt. 


Wege aus dem Zwang

1. Erkennen, wie die eigene Zwangsstörung entstanden ist, sich aufrechterhält

Geeignete Therapieverfahren:

  • Einzelgespräch mit der Bezugstherapeutin/dem Bezugstherapeuten
  • Expositionsgruppe

2. Überwinden des Zwanges ggf. mit Konfrontationstherapie

Dabei werden stark beunruhigende Situationen aufgesucht, ohne dass zwanghafte Rituale und Gedanken angewendet werden. Hierdurch wird die Erfahrung gemacht, dass ein Nichtausüben des Zwanges keine Katastrophe nach sich zieht.

Geeignete Therapieverfahren:

  • Expositionsgruppe
  • verhaltenstherapeutisch orientierte Einzeltherapie
  • Expositionstraining

3. Medikamentöse Therapie

Psychopharmaka, vor allem Antidepressiva haben sich bei der Behandlung von Zwangsstörungen in hohem Maße bewährt. Sie werden in der Burghof-Klinik nach sorgfältiger Prüfung der Indikation und unter sorgfältiger Überwachung der Wirkungen, Nebenwirkungen und Dosierungen verabreicht. Es ist uns wichtig, unsere Patientinnen und Patienten über die Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Alternativen intensiv zu informieren, um ihnen Mitsprachemöglichkeiten einzuräumen und gemeinsame Entscheidungen zu finden.

4. Regulation von Spannungs- und Unruhezuständen

Der Zwangssymptomatik geht praktisch immer ein Gefühl von Beunruhigung und Anspannung voraus. Durch Entspannungsverfahren können solche Zustände positiv beeinflusst werden.

Geeignete Therapieverfahren:

  • Autogenes Training
  • Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
  • Ich – stärkende Hypnosetherapie
  • Sensitivtherapie



5. Erkennen und Verstehen von Konflikten, die die Zwangssymptomatik aufrechterhalten

Häufig spielen bei der Entstehung von Zwangsstörungen Konflikte eine Rolle, die dem Bewusstsein nicht zugänglich, also unbewusst sind. Diese sollten behutsam bewusst gemacht werden, um Lösungen, d. h. alternative Erlebensgedanken und Verhaltensweisen zu ermöglichen.

Geeignete Therapieverfahren:

  • Psychodynamische Gruppenpsychotherapie
  • Psychodramatherapie
  • Problembewältigungsgruppe



6. Aktivierung von Ressourcen und Förderung sog. „gesunder“ Anteile

Menschen, die an Zwangsstörungen leiden, sind oft nur noch auf diese Symptomatik fixiert und haben den Zugang zu eigenen Fähigkeiten und Potentialen, damit aber auch ihr Selbstvertrauen verloren. Ein Wiederentdecken dieser Ressourcen hilft dabei, wieder ein sinnspendendes Leben ohne den Zwang aufzubauen.

Geeignete Therapieverfahren:

  • Soziales Fertigkeitstraining
  • verschiedene Formen der Musiktherapie
  • Tanztherapie
  • Gestaltungstherapie
  • Kunsttherapie
  • Meditationstherapie
  • körperliche Aktivierungsangebote (Jogging, verschiedene Gymnastikangebote, Wandern)